GUNDELFINGEN (ast) Nach einer zweijährigen coronabedingten Pause feiert der Männergesangsverein Liederkranz (MGV), der älteste Kulturverein in Gundelfingen, sein 140-jähriges Bestehen mit einem Herbstkonzert. Anlässlich dazu hat der Dirigent Martin Peters ein paar Fragen Andrea Steinhart von der Badischen Zeitung beantwortet.

BZ: Herr Peters – der Männergesangsverein Gundelfingen war bisher reine Männersache. Nun werden beim aktuellen Konzert auch Frauen auftreten. Wird jetzt die Zeitenwende eingeläutet?

Martin Peters: Von einer Zeitenwende kann und soll hier keine Rede sein. Es ist eher ein Rückbesinnen auf früher. In der langen Geschichte des MGV Liederkranz gab es bereits eine reine Frauenabteilung, die sich dann irgendwann aus eigenem Antrieb heraus selbstständig gemacht hat. Auch gab es bereits bei mehreren Konzerten immer wieder Frauenprojekte. Einige Sängerfrauen haben schon seit längerer Zeit öfter nach dem Aufleben eines solchen Projektchors nachgefragt. Jetzt bin ich froh, dass es endlich dazu gekommen ist und wir auch viele andere Frauen animieren konnten bei dem Projekt mitzumachen.

BZ: Viele Chöre haben es schwer, Nachwuchs zu finden. Gerade die Männerchöre sind davon betroffen. Sind Frauen da die Lösung und wird es in Gundelfingen bald einen gemischten Chor geben?

Peters: Das ist nicht die Absicht, die wir verfolgen. Ein Männerchor ist vom Klang und auch vom Repertoire her etwas ganz Besonderes und Eigenes. Ein Frauenchor hat ebenso seine Eigenheiten. Das soll auch in genau der Form erhalten bleiben. Man kann das nur schwer miteinander vergleichen. Nachwuchs kann nur durch qualitativ gute Arbeit und vor allem eine gute Gemeinschaft im Verein funktionieren. Es gibt in der Nachbarschaft ja Beispiele, die sich dann zunächst als gemischter Chor zusammengetan haben und jetzt leider gar nicht mehr existieren.  (Wo war das so? )

BZ: Dies ist ihr erster Frauenchor – was reizt Sie als Dirigent eines Männergesangsvereins nun auch ein Frauenchor zu leiten.?

Peters: Neue Projekte sind immer spannend, ich habe in der Vergangenheit nur Erfahrung mit gemischten oder eben reinen Männerensembles gesammelt. Da war es dann doch kurz ungewohnt, wenn man etwas vorsingt und nur Frauenstimmen antworten. Aber sowohl ich als auch die Frauen haben sich da sehr schnell daran gewöhnt. Bei vielen Gemeinsamkeiten in der Arbeit, gibt es doch auch immer wieder schöne Unterschiede: Bei den Männern gibt es nach der Probe ein kleines Vesper, bei den Frauen stehen da eher selbstgemachte Muffins auf dem Programm.

BZ: Und wie konnten sich die Frauen und die Männer auf das kommende Konzert vorbereiten?

Peters: Beide Chöre haben sich wöchentlich zum Proben getroffen, die Männer montags und mittwochs die Frauen. So wurde jetzt seit dem Frühjahr intensiv geprobt. Das ist eher ein kurzer Zeitraum für so ein großes Konzert, aber die Corona-Vorgaben haben es leider nur so zugelassen. Dafür haben wir auf die Sommerpause verzichtet und einige Extraproben am Wochenende gemacht. Am Ende des Konzerts werden beide Chöre noch gemeinsam singen, da sind dann 50 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne, da freue ich mich schon sehr darauf.

BZ: Was können die Besucher vom Konzert am Samstag musikalisch erwarten?

Peters: Musikalisch werden wir eine weite Strecke zurücklegen. Von Mozart über Strauß und Verdi bis hin zu Bernstein, aber auch Max Raabe und Reinhard Mey werden erklingen. Das Programm soll das Beste aus den 140 Jahren Vereinsgeschichte präsentieren.

BZ: War die Literaturauswahl für zwei Chöre, die teilweise zusammensingen, sehr schwierig?

Peters: Im Vorfeld haben wir bei den Männern eine Umfrage gemacht und nach einem Best-of gesucht. Schwierig ist es dann die Wünsche von allen unter einen Hut zu bekommen, so dass auch ein ausgewogenes Programm entsteht. Es darf ja nicht nur ein Gassenhauer nach dem anderen kommen, es soll auch ruhigere Momente geben, dass es musikalisch nicht langweilig wird.

Hinweis: Das Konzert „Das Beste aus 140 Jahren“ findet am Samstag, 22. Oktober 2022 um 19.30 Uhr in der Festhalle Gundelfingen statt. Die Chöre werden von Jens Hagen Wegner am Klavier begleitet. Der Abend wir von Jochen Kern moderiert. Eintritt inclusive Sektempfang: 10 Euro.

Zur Person: Martin Peters ist 32 Jahre alt. Der gebürtige Gundelfinger studierte Schulmusik und Gesang in Freiburg und leitet seit acht Jahren den Männergesangsverein und ist als Organist in der katholischen Kirche tätig. Hauptberuflich ist er bei einem ortsansässigen Winzer tätig.